26.07.2012 | Ein Forstmann und Jäger aus Leidenschaft
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Oberforstmeister a.D. Walter Heuser feierte am gestrigen Mittwoch seinen 90. Geburtstag – Dr. Berthold Riedesel: Sie wurden kein Schreibtischtäter LAUTERBACH (alf).
Großer Bahnhof am Mittwoch im Hause Walter Heuser, in Lauterbach, An der Ritsch 29:
Viele waren gekommen, um dem über die Grenzen des Vogelsberges hinaus bekannten Forstmann und Jäger die Glückund Segenswünsche zu seinem 90. Geburtstag zu überbringen.
Für das Haus Riedesel und die Waldgesellschaft der Riedesel, Freiherrn zu Eisenbach, hielt Dr. Berthold Riedesel die Laudatio. Er erinnerte daran, dass Heuser schon von Geburt an dem Riedeselschen Wald verbunden war, denn viele seiner Vorfahren seien in den Riedeselschen Wäldern als Forstleute tätig gewesen, was sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lasse. Der Vater von Walter Heuser war Förster in Altenschlirf, und so war es für ihn Berufswunsch gewesen, auch Förster zu werden. Nach Beendigung seiner Schulzeit begann er von 1938 bis 1940 eine Försterlehre in der Revierförsterei Eisenbach, die durch die Einberufung zum Reichsarbeitsdienst und zum Kriegsdienst unterbrochen wurde. Er gehörte dem Afrikakorps an, wurde an die Ostfront versetzt, kam dort in russische Kriegsgefangenschaft und erst 1950 nach Hause zurück. Seine Charaktereigenschaften wie Zuverlässigkeit, Fleiß, Ausdauer und Führungsstärke hätten ihm geholfen, Krieg und Gefangenschaft zu überstehen.
Zu Hause setzte er seine Ausbildung in der inzwischen gegründeten Waldgesellschaft der Riedesel, Freiherrn zu Eisenbach, fort. Heuser besuchte die Forstschule in Schotten und wurde nach Vorbereitungsdienst und Staatsexamen 1958 zum Freiherrlich-Riedeselschen Revierförster ernannt. Sein Wunsch, rasch die Leitung einer Försterei zu übernehmen, ging nicht in Erfüllung, denn der damalige Leiter der Forstabteilung, Forstrat Dr. Lang, machte ihn zu seinem Büroleiter und prägte damit den weiteren Weg. „Sie wurden kein Schreibtischtäter“ stellte Dr. Riedesel fest. Heuser erwarb sich wichtige Kenntnisse in den Leitungsaufgaben eines Forstbetriebs, gewann Erfahrungen in der Personalführung und lernte schon früh, dass die Vermarktung der Produkte lebenswichtig für das Unternehmen ist. Dabei habe er nie den Kontakt zur Waldarbeit verloren und sei das Scharnier zwischen Außendienst und Verwaltung gewesen. In der Folgezeit war er für den gesamten Holzverkauf zuständig. Gemeinsam mit dem damaligen Oberforstmeister Wulf Böhmcker gründete er die „Holzerzeugergemeinschaft Vogelsberg“ und wurde deren Geschäftsführer. Im Jahre 1975 übernahm er als Nachfolger von Oberforstmeister Mörner die Leitung des Forstamtes Ludwigseck im Kreis Hersfeld-Rotenburg. Diese Aufgabe nahm er unter Beibehaltung des zentralen Holzverkaufs bis zu seiner Pensionierung 1986 wahr. Danach stellte Heuser noch zehn Jahre seine umfassenden Kenntnisse der Waldgesellschaft zur Verfügung.
Daneben übernahm er vielfältige ehrenamtliche Aufgaben:
So gehörte Heuser zu den Gründungsmitgliedern der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Für seine Verdienste erhielt er 1989 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Riedesel dankte auch der Gattin des Jubilars für das große Verständnis, zumal Heuser auch noch ein passionierter Jäger war und ist. Für die Jägervereinigung Lauterbach gratulierte Ulrich Weidner und dankte für sein Engagement in der jagdlichen Organisation. Das Bläsercorps der Jägervereinigung brachte das obligate Ständchen und Hornmeister Gerhard Blum dankte für die besondere Unterstützung.
Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller grautlierte persönlich und im Namen der städtischen Gremien, lobte Heuser als integre Persönlichkeit der Stadt, überreichte ein Schreiben von Ministerpräsident Volker Bouffier und gratulierte auch im Namen von Landrat Manfred Görig. Für den Hochwildring Knüll gratulierte Präsident Jochen Müller und erinnerte an die Zeiten in Ludwigseck. Walter Heuser dankte für die vielen anerkennenden Worte. Sein Beruf habe ihm stets Freude bereitet. Er habe hervorragende Vorgesetzte sowie treue Mitarbeiter gehabt und gerne für die Familie Riedesel und die Waldgesellschaft gearbeitet. Der Jägervereinigung fühlt er sich auch weiterhin verbunden und dankte für den Einsatz des Bläsercorps.