11.08.2012 | Tierpräparation auch noch im hohen Alter
Margarete Kortus hat im Schlitzer Stadtteil Sandlofs erfolgreich und mit Begeisterung die Arbeit ihres Mannes fortgesetzt. Von Alfred Hahner.
SCHLITZ-SANDLOFS. Unter den Jägern des Vogelsberges, des Schlitzerlandes und darüber hinaus ist die im Schlitzer Stadtteil Sandlofs ansässige „Tierpräparation Kortus“ ein Begriff. Viele Jäger und Naturliebhaber haben in diesem Betrieb Tiere aller Art präparieren lassen, die nun ihre Wohnungen zieren. Der Betrieb wurde von dem Berufsjäger und Wildmeister Hans Kortus, der viele Jahre für die Jungjägerausbildung
Im Profil
der Jägervereinigung Lauterbach verantwortlich war, in den 70er Jahren gegründet. Hans Kortus stammt aus Wülperode im Harz, das nach dem Zweiten Weltkrieg sowjetisch besetzte Zone war. Er war 1940/41 bei Wildmeister Grunewald als Berufsjäger angestellt und wurde in einem Museum in Halberstadt zum Präparator ausgebildet. Kortus war Kriegsfreiwilliger und wurde nach der Gefangenschaft 1946 nach Sandlofs entlassen. Dort wohnte er bei Familie Hornung, mit deren Tochter Margarete er befreundet war. Beide hatten sich schon vor dem Krieg kennengelernt und heirateten 1947. Der Vater von Margarete, Heinrich Hornung, stammte aus Burghaun-Schlotzau, mit Verwandtschaft in Sandlofs. Ihre Mutter war gebürtig aus Kassel, wo Heinrich nach dem Ersten Weltkrieg als Polizist arbeitete. Im Jahre 1923 wurde Tochter Margarete geboren. Es war eine schwere Zeit, geprägt durch Inflation und große Arbeitslosigkeit in Deutschland. Die Eltern beschlossen, 1925 nach Sandlofs zu ziehen, weil sie der Ansicht waren, auf dem Land billiger zu leben als in der Großstadt Kassel, und wo Heinrich Hornung in seinem alten Beruf als Webmeister bei der Firma Langheinrich in Schlitz eine Anstellung fand. Margarete war damals zwei Jahre alt. Die Eltern bauten sich in Sandlofs mit Blick auf das Fuldatal ein Haus, das 1928 bezogen wurde. Margarete ging hier zur Schule, wurde 1938 konfirmiert und musste von 1938 bis 1939 ein Pflichtjahr in Dieburg ableisten. 1942 wurde sie zum Reichsarbeitsdienst nach Korbach verpflichtet und danach bei der Firma Langheinrich als Weberin ausgebildet. Die Eltern errichteten in ihrem neuen Haus einen „Tante-Emma-Laden“, der bis 1974 betrieben und dann geschlossen wurde, weil sich der Betrieb nicht mehr rentierte.
Seit 1985 im Geschäft
Ab dieser Zeit half sie ihrem Mann Hans vor allem beim Formen von Tieren aller Art. Er weihte sie in die Geheimnisse des Präparierens ein und machte sie mit allen Fertigkeiten vertraut. Hans Kortus verdiente nach dem Krieg seinen Lebensunterhalt als Waldarbeiter. Anlässlich einer für die amerikanische Besatzung veranstalteten Treibjagd in den Revieren des Grafen Schlitz, genannt von Görtz, verblies er am Ende der Jagd die Strecke mit einem Fürst-Pless-Horn. So wurde Dr. Walter Zöller, damals Chefarzt am Hospital Schlitzerland, auf Kortus aufmerksam und stellte ihn als Berufsjäger in den von ihm gepachteten Revieren ein. Nach über 15 Jahren reduzierte er seine Dienste bei Zöller um die Hälfte und widmete sich verstärkt seiner Arbeit als Präparator. Als er 1985 überraschend starb, übernahm seine Ehefrau Margarete das Geschäft. Die Arbeit beherrscht sie noch heute perfekt, auch in ihrem 90. Lebensjahr. Die geistig rege und an allem interessierte Dame betont, dass für diese Tätigkeiten eine hohe Konzentration, ruhige Hände und eine große Kenntnis der Anatomie der jeweiligen Tierart Voraussetzung sind. So muss der tierische Körper durch natürliche Materialien wie Holzwolle nachgebildet und dann das Fell oder Federkleid wieder an die richtigen Stellen gebracht werden. In ihrer langen Praxis wurden ihr auch immer wieder verunglückte Tiere, meist von Kindern, gebracht, die sie dann präparierte. Allerdings ist das heute seltener geworden, und Margarete Kortus ist der Ansicht, dass es sich um einen aussterbenden Beruf handelt, der sich auf die Präparation von Großtieren reduziert. Auch die Aussicht auf das jährliche Säubern der „Staubfänger“ mindere die Attraktivität dieser zeitaufwändigen Handarbeit in den Augen vieler Hausfrauen. Dies alles ficht Margarete Kortus indes nicht an, und so macht sie auch noch in ihrem hohen Alter die Präparation mit Lust und Freude und auch aus Respekt vor den Tieren. Das größte Präparat war im Übrigen ein vom Lauterbacher Hans Groth in Kanada gestreckter Schwarzbär. Der war so mächtig, dass sie ihn nur mit Hilfe vieler helfender Hände aus der Werkstatt ins Freie bringen konnten. Generell sei die Dauer einer Präparationsarbeit abhängig von der Größe des Objekts sowie von möglichen Schäden.